Entspannende Kreationen und Gemeinschaftsgeist: Was macht ein Wohlfühlspiel in Dreams aus?
Gibt es etwas Besseres, als sich mit einem guten Buch in der Hand und einer schnurrenden Katze auf dem Schoß in seinen Lieblingssessel zu fläzen, während der Regen gegen das Fenster prasselt? Ja, gibt es: nämlich genau das gleiche, nur mit einem Videospiel.
„Entspannende Spiele“ gibt es schon seit den Anfangstagen von Videospielen – oft als Indie-Produktionen mit gemächlichem Tempo, freien Formen, ansprechenden Kunststilen und persönlichen Geschichten. Kennst du noch das Bauernhof-Idyll von Harvest Moon auf dem SNES damals in den 90ern oder die entspannende Lebenssimulation Animal Crossing auf dem GameCube?
Aber entspannende Spiele, oder Wohlfühlspiele, wie sie auch gerne genannt werden, werden immer beliebter, während Videospiele bei einem immer breiteren Publikum Anklang finden – und die Welt draußen immer stressiger zu werden scheint. (Die Tatsache, dass Social-Media-Plattformen wie TikTok „cosy“ und „wholesome“ als leicht suchbare Begriffe eingeführt haben, um Nutzern zu helfen, mehr Spiele zu finden, die ihren entspannenden Lieblingsspielen ähneln, hat die Beliebtheit noch weiter angefacht.) Da verwundert es nicht, dass das Mini-Internet namens Traumiversum voll von Wohlfühlkreationen ist.
Klein, aber perfekt geformt#
Beim Traumsurfen dauert es nicht lange, bis man auf die niedlichen Dioramas von Tinydiorama stößt. Tinydiorama gehört zu den aktivsten und beliebtesten Schöpfern und erstellt Skulpturen, die man wohl als „klassische Wohlfühlkunst“ bezeichnen kann. Pastellfarben, weiche Kanten, sanfte, lehmartige Texturen – und oft Tiercharaktere mit liebenswürdigen Proportionen, die an Cartoons erinnern, oder Miniaturhäuser mit leuchtenden Fenstern, die einen förmlich zu sich einladen (na ja, wenn man reinpassen würde).
„Ich würde sagen, meine Kreationen sind zum Wohlfühlen“, sagt uns Tinydiorama. „Eine Wohlfühlkreation zeichnet sich durch das Gefühl aus, das sie bei einem weckt. Ich finde, Wohlfühlkreationen machen Leute glücklich und erlauben es ihnen, einfach zu lächeln und sich zu entspannen.“ Um zu prüfen, ob eine Skulptur den „Gute Vibes“-Test besteht, zeigt Tinydiorama sie einfach den Geschwistern, und „wenn es sie zum Lächeln bringt, weiß ich, dass ich etwas richtig mache.“
Aber warum lassen uns diese winzigen Szenen so wohlig warm ums Herz werden? „Ich glaube, kleine Dioramas wirken so ansprechend, weil man nur mit Kunst kleine Geschichten entstehen lassen kann“, sagt Tinydiorama. Ideen in diesem Maßstab darzustellen, aktiviert die Vorstellungskraft des Betrachters auf eine neue Art, fügt Tinydiorama hinzu. Was könnte noch in dieser Welt existieren? Gewiss nichts, dass nicht unsagbar schön ist. Irgendwie verbreiten diese Orte und Ideen, so winzig und abgeschlossen wie sie wirken – oft als würde die Zeit stillstehen – ein Gefühl der Sicherheit. Es ist ein achtsames Gefühl, das Tinydiorama absichtlich erschafft: „Ich möchte, dass sich die Spieler nur auf die Kunst fokussieren und die ganzen kleinen Details bemerken, die sie beim bloßen Herumspielen mit den interaktiven Elementen übersehen hätten.“
Halt sie fest#
Thematisch ähnlich ausgerichtet ist der virtuelle Plüschtier-Laden von Yah_Deh, llCaptain_Morgan und Elca_Gaming, Deh Plushies, obwohl die Besucher hier etwas mehr Freiheiten genießen. Du kannst nach Belieben im Laden herumlaufen, heranzoomen, um dir die ausgestellten Plüschtiere, T-Shirts und Objekte genauer anzusehen – und sogar in VR spielen. Es ist ein Ort zum Relaxen, der gemütlich und beruhigend ist und zum Erkunden einlädt. „Gemütliche Räume sind Orte, die sich behaglich anfühlen. Also versuche ich, Orte zu erstellen, an denen ich selbst gerne sein würde“, sagt uns Yah_Deh und erklärt, dass warmes Licht ein wesentlicher Faktor ist, um einen Ort zu erschaffen, der einladend wirkt. „Ich persönlich spiele Videospiele, um dem hektischen Alltag zu entkommen. Ich glaube, nach einem langen Tag ist ein behagliches, lockeres Spiel sehr entspannend – und auch etwas, nach dem sich viele Menschen sehnen.“
Fast jedes Plüschtier im Laden (der oft aktualisiert und erweitert wird) basiert auf einem Vorschlag von Yah_Dehs Twitch-Zuschauern – angefangen bei „Foodimals“ wie Waffle Cat, Sushi Dragon und Avocadodo bis hin zu riesigen Pandas und Squishy-Drachen. „Ich bin Tierfreundin und mir macht es Spaß, Tiere zu kreieren“, erzählt uns Yah_Deh. „Meine Figuren sind meist nicht besonders realistisch, deshalb wirken sie mehr wie Plüschtiere. Es fühlt sich toll an, etwas zu erschaffen, dass [ansonsten] nicht existieren würde und diese Schöpfungen alle an einem Ort zu haben.“ Tatsächlich kann niemand abstreiten, dass Pancake Shark niedlich ist – aber für uns ist die Tatsache, dass dieser Ort ein lebendiges Denkmal für die absurden Wortspiele und verrückten Ideen einer Gruppe von Freunden ist, der wahre Grund für seine Wohlfühlatmosphäre.
Kann „entspannend“ fordernd sein?#
Interessanterweise bringen Dreams-Schöpfer oftmals etwas Abwechslung in ihre ‚Wohlfühl‘-Werke. Ein solches Beispiel ist Pet The Pet von Yah_Deh, das mithilfe von RbdJellyfish, PIXELTUNER_92 und ghostfruit64 entstanden ist. Auf den ersten Blick scheint der Wohlfühlfaktor gegeben zu sein. Man schüttelt den Controller und nutzt das Gyroskop, um virtuell den Kopf eines prächtigen, handgezeichneten Huskys zu streicheln. Die Sache hat jedoch einen Haken: Wenn man aufhört, den Hund zu streicheln, beginnt die Szene sich zu verändern. Der Himmel wird langsam stürmischer und die Augen des Welpen werden größer und größer, während er um Aufmerksamkeit winselt.
Wir sind amüsiert von diesem Versuch einer emotionalen Erpressung – bis Yah_Deh die wahre Inspiration hinter dem Spiel verrät, ihren Husky Kenzie. „Im Januar 2021 wurde bei ihr Leberkrebs im Endstadium festgestellt“, erzählt uns Yah_Deh. „Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich noch mit ihr habe und wollte eine Möglichkeit haben, sie auch nach ihrem Tod noch zu streicheln. Deswegen ist das Spiel auch etwas düster.“ (Zum Glück geht es Kenzie auch nach einem Jahr noch gut und sie konnte gerade ihren 11. Geburtstag feiern.) Es ist ein herzzerreißend schönes Stück interaktiver Geschichtenerzählung. Wenn man das Tier weiter streichelt, kann man die dunklen Wolken in Schach halten. Somit hat Yah_Deh eine Welt geschaffen, in der die Sonne immer auf Kenzie scheint, solange sie geliebt wird.
Es ist eine großartige Erinnerung daran, dass das ‚Wohlfühlen‘ nicht unbedingt ein konkretes Konzept ist. Yah_Deh drückt es folgendermaßen aus: „Sogar ein Spiel, das eigentlich nicht als Wohlfühlspiel gilt, kann Wohlfühlmomente haben.“ Venwave, Schöpfer von einigen der optimistischsten und aufbauendsten Spielen in Dreams, stimmt dem zu: „Ich denke, dass das Wohlfühlen sehr subjektiv sein kann, aber für mich bedeutet es, sein Bestes zu tun, um alle Lebewesen zu feiern und zu respektieren – oder auf das Spiel bezogen, jeden Aspekt des Spieldesigns“, sagt venwave uns. „Es mag die Vorstellung geben, dass Wohlfühlen bedeutet, dass nichts schief geht und keine Negativität vorhanden ist. Meiner Meinung nach ist Katharsis eine Form des Wohlfühlens. Es hat etwas Tiefgründiges, ein negatives Gefühl zu nehmen und es umzuwandeln, es wieder in etwas Positives zu verwandeln.“
Es hat Charakter#
Für venwave gehört zum Wohlfühlen auch ein Hauch Unordnung dazu. Der wackelige Skizzenstil besinnt sich auf die fröhliche Lockerheit des „Standard-Dreams-Looks“. „Vor Dreams habe ich nie daran gedacht, Spiele zu machen, aber Kunst habe ich immer geliebt, zum Beispiel klassische Cel-Animationen“, sagt venwave. „Genauso wie es in einem Animationsfilm aufregend sein kann, einen Pinselstrich zu erkennen, quasi ein Blick hinter die Kulissen, ist es auch bei Dreams!“ Dabei lobt venwave die Engine, mit der es möglich ist, die eigene Ausdrucksfähigkeit zu verstärken: „Flecken fügen allem, was man macht, Details hinzu, etwa so wie bei einem Pinselstil in Photoshop. Da diese Funktion integriert ist, spart man sich stundenlange Arbeit an den Texturen! Das ist einer der vielen Gründe, warum Dreams es einem so einfach macht, sich auszudrücken.“
Der „malerische Stil“ von Dreams hilft dabei, den persönlichen Touch zu fördern, meint venwave: „Jede einzelne Kreation vermittelt das Gefühl, von Hand gemacht worden zu sein. Es ist, als hätte man eine handgeschriebene Karte bekommen – viele Dreams-Kreationen kommen einfach direkt von Herzen.“ Dieser flüchtige Blick auf den menschlichen Einfluss in einer Kreation hilft uns, ein Gefühl der Verbundenheit mit der Person aufzubauen, die sie erschaffen hat. venwave setzt sehr gezielt auf diesen Effekt: „Ich hoffe, indem ich ungenaue Flecken und krakelige Linien stehen lasse, fühlen sich andere von ihren eigenen Wacklern ermutigt und inspiriert, anstatt niedergeschlagen zu sein.“
Mit dem 3D-Plattformer, Drag Flower 2 The Exit, schafft venwave das Musterbeispiel für dieses Konzept. Man spielt einen kleinen, singenden Samen, der im Laufe des Spiels wächst und sich weiterentwickelt. Und das trifft auch auf den Soundtrack zu. Der namensgebende „Ausgang“ ist zwar das Ziel, aber die kaleidoskopische und verspielte offene Welt ermutigt einen aktiv dazu, den vorgegebenen Pfad zu verlassen. Man kann auf Bäume klettern und Geheimnisse finden – von denen viele eine Hommage an venwaves Freunde sind. „Als ich an dem Spiel gearbeitet habe, musste ich mich oft motivieren und bewusst jede Entscheidung auf dem Weg akzeptieren“, sagt venwave. „Es hatte etwas Zen-artiges, das mich an das Gefühl beim Spielen von Journey von thatgamecompany erinnert hat, also habe ich mich von dem Spiel inspirieren lassen: ein Fokus auf ein filmisches Feeling, die Musik, die das Abenteuer nachahmt, und dass sich jeder Moment wie eine Belohnung anfühlt – nicht nur das Ende.“
Die Spiele von venwave wollen, dass du die Dinge so akzeptierst und wertschätzt, wie sie im Hier und Jetzt sind: Blumen, Freunde, Flecken. „Dinge müssen nicht immer detailliert und verziert sein, um Bedeutung zu haben oder eine Wirkung zu erzielen“, sagt venwave. „Die kleinen Dinge zu feiern, die oft als gewöhnlich angesehen werden, ist gut für meine seelische Gesundheit.“
Zuhause ist, wo das Herz ist#
Housewave, ein Cartoon-Haus voller versteckter Sammelobjekte und witziger Minispiele, bleibt diesem Ansatz treu und blickt auf die sorgenfreien Kindheitstage im Internet zurück, die vielen von uns vertraut sind. Inspiriert ist es von den „Reader Rabbit“-PC-Spielen, die venwave als Kind gespielt hat: „Ein Haus schien eine nette und entspannte Umgebung zu sein, um sie im Point-and-Click-Stil zu erkunden, und daraus hat sich alles entwickelt“, erklärt uns venwave. „Häuser repräsentieren für mich immer Behaglichkeit und Sicherheit und es hilft mir, meine schrägeren Ideen zum Leben zu erwecken. Dieses Haus hat viele merkwürdige Eigenheiten, wie einen singenden Wal im Teich, eine spirituelle Erweiterung dessen, was in Drag Flower 2 los war, nur etwas verfeinerter.“ Also ... kann man sich auch mit schrägen Sachen wohlfühlen? „Ja, ich glaube, mit schrägen Sachen kann man sich absolut wohlfühlen! Man kann natürlich diskutieren, ob „Schrägheit um der Schrägheit willen“ oder „Schrägheit als Nebenprodukt von Ehrlichkeit“ besser ist, aber ich finde beides super! Meine Philosophie ist es, zu versuchen, ehrlich mit meinen Gedanken zu sein. Ich sehe meinen Ideen also sprichwörtlich ins Gesicht, nehme sie an der Hand und sage: ‚Hey, du bist ein toller Gedanke, geben wir dir doch einen Platz in dieser neuen Sache, an der wir arbeiten!‘“.
Wenn es bei der Entwicklung von Housewave Zeit für eine Pause war, hat venwave Spiele wie Sky: Children of the Light und Animal Crossing gespielt. „Beides sind Spiele, in deren Mechaniken die Zeit eine große Rolle spielt“, sagt venwave. „Bestimmte Dinge passieren an bestimmten Tagen und für eine bestimmte Zeit – was man an einem Tag sieht, kann am nächsten schon wieder anders sein! Ich liebe dieses Konzept, dass Dinge anders sein können, wenn man später zum Spiel zurückkehrt, und Housewave eignete sich perfekt dafür. Ein Haus kann im Laufe der Zeit renoviert und Dinge darin umgestellt werden, die Jahreszeiten ändern sich und Feiertage kommen und gehen. Das ist ein tolles Format für Spiele, finde ich.“
Und vielleicht bietet es auch noch viel mehr Wohlfühlpotenzial. Obwohl dieser Ort zweifellos nostalgisch ist, sind der Wandel der Zeit und die auftretenden Veränderungen etwas, das gefeiert wird – wie in Drag Flower 2 The Exit. „Es gibt sogar einen Baum neben dem Haus, für den die Spieler eigene Räume machen können, meine Anerkennung für die Leute ist also nicht nur auf meine Interpretation von ihnen beschränkt“, sagt venwave. „Dreams ermöglicht es, Remixe aus Szenen zu machen, ich bin also sehr froh, anderen die Möglichkeit zu geben, etwas zu einem meiner Räume beizutragen.“
Gemeinsam besser#
Haben Dreams und seine Werkzeuge etwas an sich, wodurch sie sich besonders gut für diese Art von Wohlfühlspielen eignen? „Es ist schwer zu beschreiben, aber Dreams ist so zugänglich wie ein Stickerheft und so vielseitig wie Photoshop oder Unity oder eine andere große visuelle Engine“, erklärt venwave. Die Tatsache, dass „alle die Werkzeuge zusammen lernen“ und bereit sind, bei Projekten zu helfen, glättet die Lernkurve für potenzielle Schöpfer: „Weil Dreams einen gesunden Gemeinschaftsgeist hat, stört es niemanden, wenn sich jemand bei der Arbeit an einer Szene von einem Freund helfen lässt – im Gegenteil!“
Würden diese „entspannten“ Schöpfer Dreams dann als Wohlfühlspiel bezeichnen? „Definitiv!“, sagen Tinydiorama und Yah_Deh und verweisen nicht nur auf die Kreativwerkzeuge, sondern auch auf die große Anzahl entspannter Wohlfühlspiele, die in Dreams zur Verfügung stehen. Auch venwave schließt sich dem an: „Dreams und seine Communitys empfinden tiefsten Respekt für Kreativität“, sagt venwave. „Wir lernen alle gemeinsam die Werkzeuge kennen und helfen einander aus. Dabei passieren lustige Dinge – zum Beispiel, dass man ein Spielgenre spielt, das man normalerweise nicht spielen würde und feststellt, dass es einem wirklich gefällt.“
„Dreams hat auch einen lustigen detektivischen Aspekt“, fährt venwave fort. „Wenn du ein paar Tutorials spielst und dich mit einigen der Werkzeuge vertraut machst, erkennst du beim Spielen eines Traums vielleicht eine Technik, die der Schöpfer verwendet hat, wieder. Es ist wie ein Blick hinter die Kulissen eines Freizeitparks oder Filmsets. Das könnte dich sogar dazu inspirieren, diese Technik selbst auszuprobieren, wenn du etwas kreierst, oder es auf deine eigene Art und Weise zu tun! Es ist schön, diesem Kreislauf des kreativen Gebens und Nehmens zuzusehen – und sich daran zu beteiligen.“
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(Setzt den Besitz von Dreams voraus.)
Das Dreams-Benutzerhandbuch ist ständig in Arbeit. Achtet auf Aktualisierungen, da wir im Laufe der Zeit weitere Lern-Ressourcen und Artikel hinzufügen werden.