Molecule-Profil: Matt Bergasse
Wenn du geduldig auf einen Mann gewartet hast, dessen Beruf es ist, verschiedene Felsen zu gestalten (und wer hat das noch nicht?), dann hat das Warten ein Ende! Matt Bergasse ist einer unserer talentierten Designer bei Mm, und wenn er gerade keine Felsen sorgfältig ausgestaltet, dann beschäftigt er sich mit einer Menge anderer Kunst- und Designprojekte bei Mm. Von der Dreams-CoMmunity, wo er seine Kunstwerke in einer Reihe beeindruckender dynamischer Designs präsentierte, kam Matt direkt zu uns. Jetzt sprechen wir mit Matt über seinen Umzug von Toronto, seinen Aufstieg zum Mm-Promi und über den Grund, warum man in Großbritannien keine gute Scheibe Speck bekommt.
Hallo Matt! Was genau machst du hier bei Media Molecule?
Ich bin ein Mm-Künstler! Meine Hauptaufgabe ist es, Umgebungen und Welten zu erschaffen und auch etwas Storytelling-Zeug. Aber ich hätte nie erwartet, dass ich eine irre Menge Zeit darauf verwenden würde, einen Haufen Felsen in Dreams zu modellieren. Nennt mich Rock Man. Ja, das bin ich. Rock Man! Das ist zwar nicht die tollste Superkraft, aber ich lass es rollen! [ba dum zisch! verstehst du? Rock n' Roll? War nicht so der absolute Burner!]
Felsen zu modellieren ist ja sicher nicht alles, oder? (Nichts gegen Felsen).
Ich habe ein paar Kollaborationen mit Dreams-Tools und anderen Schöpfern in und außerhalb der Spieleindustrie gemacht. Das Team arbeitete an einer Reihe von Projekten verschiedener Unternehmen, von Mercedes(öffnet ein neues Tab) bis Kollaborationen mit Sport-Teams wie den Toronto Maple Leafs(öffnet ein neues Tab) und Toronto Raptors(öffnet ein neues Tab). Und dann habe ich auch an der Seite des Live-Events-Teams auf DreamsCom und All Hallows‘ Dreams zusammengearbeitet und im Laufe der Jahre das eine oder andere Kit angefertigt. Ehrlich, für Dreams zu arbeiten macht extrem viel Spaß, weil ich es liebe, lustige Sachen für die wunderbare Dreams-CoMmunity zu gestalten.
Was war das für ein Gefühl, von der Dreams-CoMmunity in eine offizielle Mm-Position zu schlüpfen?
Ein Wirbelsturm aus Aufregung, Druck und Stress, aber meistens Spaß. Ich hatte am Anfang definitiv das Gefühl, ein ausgeprägtes Hochstapler-Syndrom zu haben. Zuerst kam mir oft die Frage in den Sinn, ob ich als Künstler/Schöpfer/Person gut genug bin, um für Mm zu arbeiten. Ich war ja nur ein x-beliebiger Dreams-Schöpfer (mBergs), und alle bei Mm sind so talentiert und interessant, dass es am Anfang etwas einschüchternd wirkte. Aber das Gefühl hat sich ziemlich schnell verflüchtigt, weil sich alle hier so unterstützend und offen und inspirierend gezeigt haben, das war sehr positiv. Es hilft auch, dass unsere Aufgaben mit meinen eigenen Leidenschaften und Interessen im Einklang stehen, und das macht es hier zu einem wirklich coolen Arbeitsplatz für mich.
Es klingt so, als hätten die Kooperationen viel Spaß gemacht! Wie war es, daran zu arbeiten?
Ja, definitiv waren sie bisher eines der Highlights in meiner Arbeit bei Mm. Das MLSE(öffnet ein neues Tab) (Maple Leaf Sports and Entertainment)-Projekt war super persönlich für mich, da ich ja aus Toronto stamme, und es war wie das Venn-Diagramm aller meiner Lieblingsbeschäftigungen zusammen. Die Kombination aus meiner Liebe, wirklich verrücktes Zeug in Dreams zu kreieren, dann meine Heimatstadt Toronto zu zeigen und über sie zu sprechen, war einfach fantastisch. Ich kann nicht glauben, dass ich das schon in einem meiner ersten offiziellen Mm-Projekte realisieren durfte – ich hatte richtig Schwein damit. Und das Projekt hat so unglaublich viel Spaß gemacht, war herausfordernd und super lohnenswert, weil es eine echte Kollaborations-Erfahrung mit Mm und fremden Firmen wie Sony und MLSE war. Ich war so wahnsinnig begeistert, als wir den Auftrag bekamen, dass sie ein kurzes, erzählerisches Video über zwei Athleten, mit denen wir arbeiteten (Dalano Banton und Wayne Simmonds), haben wollten. Und dann hatten wir die Freiheit, es in Dreams zu realisieren, das war sehr cool, aber auch wirklich aufregend und beängstigend.
Zusätzlich zu den Videos mit den beiden Athleten hatte ich auch die Gelegenheit, selbst in einem Video mitzuwirken, was wirklich unglaublich war. Obwohl es echt cool war, glaube ich, hätte niemals etwas anderes ein größeres Hochstapler-Syndrom in mir auslösen können: den Auftrag zu bekommen und dann sofort um fünf Uhr morgens am Filmset zu erscheinen, wo dich 16 Leute filmen und dich über deine Karriere, den künstlerischen Prozess bei Mm und Dreams befragen und du nur so denkst: „Ich habe gerade erst angefangen!“ Weil es ja ein Filmset war, musste ich einen Haufen meiner persönlichen Kunstwerke als Set-Dekoration mitbringen, und danach kannten mich alle bei Mm aus dem Video, das war echt surreal. Alle dachten, dass das Filmset mein echtes Apartment in Toronto war, so wie „Mann, deine Wohnung ist total cool!“, aber definitiv war das nicht meine Wohnung in Toronto. Das war nur ein großes Filmset. In Wirklichkeit war meine Wohnung in Toronto nur ungefähr einen Quadratmeter groß. Zumindest hat mich das Set als eine Art Rockstar aussehen lassen, was ich absolut nicht bin!
Und du bist tatsächlich nach Großbritannien gezogen! Wie war der Jobwechsel von Kanada ins Vereinigte Königreich?
Ich liebe es, es ist großartig. Ich kam hierher, weil ich enger mit all den coolen Leuten bei Mm zusammenarbeiten wollte – remote zu arbeiten, ist einfach nicht das gleiche. Der Umzug von Kanada nach Großbritannien ... Ich meine, der Prozess war super stressig, aber es gibt hier Kleinigkeiten, die ich nicht erwartet habe. Zum Beispiel bekomme ich hier keinen Speck, zumindest nicht den echten Speck, den es in Kanada gibt. Das ist sehr schade, aber sonst ist hier alles in den vergangenen Monaten wirklich super gelaufen. Aber der Speck ist hier sehr salzig. Er ist unglaublich salzig.
Es geht doch nicht nur um den Speck, Matt.
Unser Speck zu Hause ist definitiv weniger salzig, daran musste ich mich erst mal gewöhnen. Es wirkt wie eine Kleinigkeit, aber es ist der Geschmack von zu Hause, den ich einfach nicht bekommen kann.
Hast du dich mit Kunst schon immer hobbymäßig beschäftigt und hättest du dir jemals vorstellen können, damit deine Brötchen zu verdienen?
Als ich noch in der Schule war, bin ich auf jeden Fall öfter lang aufgeblieben, um zu zeichnen oder zu malen, anstatt Hausaufgaben zu machen oder zu schlafen. Aber ich habe nie daran gedacht, einen Beruf daraus zu machen. Oder vielleicht war ich auch zu ängstlich zu der Zeit, ich weiß es nicht. Ich hatte lange Zeit einen Beruf, der nichts mit Spielen oder Kunst zu tun hatte, aber eines Tages bin ich aufgewacht und habe entschieden, ich will Grafik für Spiele machen – es war wie eine Berufung. Ich hatte Glück, denn ich konnte meinen normalen Job kündigen und wieder zur Schule gehen. Ich habe ungefähr zwei Jahre lang eine Kunstausbildung für Animation am Sheridan College in Toronto absolviert. Und während dieser Zeit kam Dreams auf den Markt. Ich hatte vorher einige Levels in LittleBigPlanet kreiert, und als Dreams herauskam, war ich total glücklich, dass ich noch mehr solche Dinge machen konnte. Ich war ja persönlich schon sehr lange mit Mms Arbeit vertraut, sodass ich das Gefühl hatte, das Studio schon gut zu kennen. Dann habe ich ein Portfolio zusammengestellt und mich beworben. Glücklicherweise war gerade eine Stelle frei und sie haben mich eingestellt.
War also die Stelle bei Mm dein erster Job in der Spieleindustrie?
Ja, es war meine erste Stelle in der Spieleindustrie. Als ich mich für den Games-Bereich entschied, wollte ich in einem Studio wie Mm oder Double Fine arbeiten – also ein künstlerisch orientiertes Studio mit interessanten Ästhetiken, Styles und Spielen. Das war tatsächlich der Grund, warum ich eine traditionelle Animationsausbildung gewählt habe: Ich wollte lernen, wie Erzählungen, Weltdesign und Story funktionieren, im Unterschied zu den rein technischen Ansätzen wie Charaktermodellierung und traditionelle Spieleentwicklung. Daher hat Mm einfach perfekt zu mir gepasst.
Von allen Projekten, an denen du bei Mm gearbeitet hast, welches war dein Lieblingsprojekt oder die interessanteste Sache, an der du beteiligt warst?
Die MLSE-Videos, an denen wir gearbeitet haben, mochte ich definitiv sehr gerne. Sie waren sicher das Aufregendste – wahrscheinlich, weil man sie bei Dreams eigentlich überhaupt nicht erwartet. Die Leute denken bei Dreams natürlich an eine Spiel-Engine oder ein Musik-Tool, aber die kurzen, erzählerischen Videos mit PlayStation und dem MLSE-Team haben echt viel Spaß gemacht.
Auf dem zweiten Platz liegt, glaube ich, die Zusammenarbeit mit dem Events-Team für die DreamsCom und All Hallows‘ Dreams, die echt toll war. Es war ein wirklich interessanter Weg vom CoMmunity-Mitglied, das vorher noch nie etwas für diese Events gemacht hat, zum Mm-Teammitglied, das auf der anderen Seite dieser Events arbeitet. Zu sehen, wie das alles funktioniert und wie viel Arbeit das Team investiert, um sicherzustellen, dass die Events stattfinden und der CoMmunity Spaß machen, war echt spannend. Es ist wohl keine Überraschung, aber natürlich ist für einen reibungslosen Ablauf solcher Events viel mehr nötig, als man erwarten würde.
Du bist über Dreams in die Spieleindustrie gekommen – hast du irgendwelche Tipps oder Ratschläge für Leute, die vielleicht im Bereich Videospiel-Grafik einsteigen möchten?
Natürlich kann ich nur über meine Erfahrungen bei der Mm-Anstellung reden. Aber ich habe hauptsächlich zwei Dinge getan, als ich aktiv auf Stellensuche war. Die eine Sache ist die offensichtlichste, aber manche vergessen sie oder priorisieren sie nicht: Ich habe ein Portfolio erstellt, aber statt eines allgemeinen Portfolios mit allen meinen Werken habe ich ein spezielles für Mm kreiert. Ich habe also zusätzlich zu den Sachen, die ich für die Schule und für andere Arbeiten gemacht habe, ein Portfolio meiner Dreams-Arbeiten erstellt. Außerdem habe ich im Spiel einige Sätze erstellt und sie in einem Portfolio auf eine Art und Weise präsentiert, von der ich annahm, dass Mm es sich so wünschen würde. Dann habe ich ein paar Levels im Spiel gebaut und mich einfach mit der CoMmunity und anderen Leuten ausgetauscht. Aber das Wichtigste für mich war dabei, dass ich exakt meinem eigenen Stil treu geblieben bin, sodass mein Portfolio meine Persönlichkeit ausdrückte. Ich habe es nur auf eine Weise präsentiert, wie es meines Erachtens nach Mm schätzen und verstehen würde.
Auf eine recht umständliche Art will ich damit einfach nur sagen, man sollte sein Portfolio so anlegen, dass es einen selbst ausdrückt, aber auch sicherstellen, dass es maßgeschneidert ist und auf die angestrebte Stelle passt. Ich wollte im Bereich für Umgebungen, Sätze und CoMmunity-Aktivitäten arbeiten. Also habe ich meine Arbeiten als spezialisierter Artist um diesen Punkt aufgebaut. Der andere Teil – der manchmal schwer sein kann, aber unverzichtbar ist – ist der, freundlich zu Menschen zu sein. Im Laufe der Bewerbungen trifft man viele Menschen. Und man weiß nie genau, ob und wann man am Ende des Tages nicht jemanden wiedertrifft. Ich finde, Freundschaften zu schließen und freundlich zu sein, ist eine stark unterschätzte Fähigkeit. Damit allein bekommt man keine Jobs, aber einfach ein guter Mensch zu sein, kann den Unterschied machen. Wenn am Ende des Vorstellungsgesprächs die Entscheidung zwischen dir und jemandem mit den gleichen Fähigkeiten gefällt werden muss, schadet es nicht, wenn du während des Bewerbungsprozesses ein bisschen netter und freundlicher gewesen bist. Ich glaube, es macht etwas aus.
Die Mitarbeiter von Mm scheinen eine Menge interessanter Dinge auf ihren Schreibtischen zu haben. Was würden wir denn gerade auf deinem Schreibtisch vorfinden?
Im Unterschied zu meinem Schreibtisch zu Hause ist mein jetziger Arbeitsschreibtisch ein einziges Chaos. Mein Schreibtisch daheim ist praktisch leer, weil ich zu den Menschen gehöre, die alles aufschieben, wenn es irgendwie geht. Also gebe ich mir Mühe, meinen Schreibtisch sehr aufgeräumt zu halten, damit da nichts ist, was mich ablenkt – denn sonst lasse ich mich ablenken. Es gibt meinen Monitor und mein Zeichentablett und das war‘s. Aber ehrlich, der ganze Kram auf meinem Schreibtisch hier ist eine Katastrophe. Wenn ich von zu Hause aus arbeite, habe ich Bücherregale voll von Kunstbüchern mit einer ganzen Bandbreite: Bücher über Charakterdesign, eine Sammlung von Büchern über Aktzeichnen von diesem koreanischen Künstler, die ich gesammelt habe, alte Disney-Konzeptart und ein paar andere Film-Konzeptkunst-Bücher. Ich besitze auch eine Auswahl von Drucken von Künstlern, die ich mag, und mit diesen Dingen umgebe ich mich, wenn ich Inspiration brauche. Wenn ich also an etwas arbeite und eine Erinnerung brauche, wie die Anatomie eines bestimmten Tieres aussieht, dann nehme ich mir das Tierbuch und schlage die Anatomie oder eine Zeichnung des Charakters nach.
Ein anderes Buch, das sehr praktisch für Künstler ist, ist die Mode-Enzyklopädie: Sie listet jedes einzelne Kleidungsstück auf sowie die Namen spezieller Knöpfe oder Verschlüsse. Wenn ich also einen Cowboy zeichnen will, dann gehe ich zur Seite über Jacken und finde diesen speziellen Knopf und den Namen der Naht, sodass ich dann alles in Google genauer recherchieren kann. Das ist so viel besser, als nur in Google „Westernjacke“ einzugeben, weil du dann nach dem Fachbegriff für die spezielle Jacke und Naht suchst und die genauesten Treffer bekommst. Und ganz wichtig, ich habe ein kleines Buch mit dem Namen „Draw Stronger“ (Stärker Zeichnen), in dem es darum geht, wie sich Visual Artists besser um sich selbst kümmern können. Es gibt Tipps für Dehn- und Gymnastikübungen und für mehr Wohlbefinden, die dich daran erinnern sollen, während des Zeichnens keinen Raubbau mit deinem Körper zu betreiben. Ich denke auch nicht immer daran.
Zum Abschluss: Was sind deine Lieblingsträume in Dreams und hast du irgendwelche Empfehlungen?
Ich bin ein Riesenfan des Traumsurfens und lasse mich gern dahin treiben, wohin die wunderbaren kuratierten Wiedergabelisten mich führen. Aber ein paar spezielle Empfehlungen von mir beziehen sich auf die absolut fantastische Kunst, die in Dreams kreiert werden kann. Und ich liebe wirklich Artists wie SootyPinions, die so hübsche kleine Umgebungsszenen mit wunderschönen Modellierungen und Möbeln herstellt. Ich glaube, ich mag SootyPinions vor allem wegen der absolut präzisen Lichtsetzung in ihren Werken. Ich liebe diese Arbeiten, sie sind einfach nur gut. Ich bin ein großer Fan von allem, was byvsen macht. Alles mit Bo und Green Guy liegt regelmäßig auf meiner Traumiversum-Runde. Und natürlich stehe ich auf das zufällige, verrückte Zeug, auf das man im Traumiversum stößt.
Eine Kreation mag ich besonders gerne, weil sie ein gutes Beispiel dafür ist: sie heißt Spider in my bathtub von BonfireKnight69. Sie ist simpel, einfach eine kleine Animation über einen Mann, der in seine Badewanne steigt, und aus dem Wasserhahn krabbelt eine Spinne. Beide vollführen so etwas wie einen Tanz, was total unerwartet kommt. Du musst dir das ansehen. Es ist so super. Genau das richtige Chaos-Level, das ich in meinem Leben liebe. Was tatsächlich ein ziemlich gutes Zitat für die Dreams-Verpackung wäre.
Was für mich momentan auch heraussticht, ist Project Pigeon. Ich habe keine Ahnung, wie man es tatsächlich beschreiben soll, aber Project Pigeon ist eine Minispiel-Sammlung, so ähnlich wie WarioWare, aber das Thema sind Tauben. Das Spiel ist durchsetzt mit zufälligen, verrückten und nicht ganz wahren Fakten über Tauben. Aber es ist extrem lustig und noch ein Beispiel für die wunderbaren Arbeiten, die die CoMmunity in Dreams kreiert.
Das Dreams-Benutzerhandbuch ist ständig in Arbeit. Achtet auf Aktualisierungen, da wir im Laufe der Zeit weitere Lern-Ressourcen und Artikel hinzufügen werden.